Als Hochzeitsfotograf freue ich mich immer über Empfehlungen. Besonders, wenn das dazu führt, dass ich von meiner Heimat, dem Rhein-Main-Gebiet, in andere Länder reisen kann. Ich musste deshalb nicht lange überlegen, als Annika und James mich auf eine Empfehlung hin fragten, ob ich ihre Hochzeit in Irland als Fotograf begleiten könnte. Natürlich!
Man kann es nicht oft genug betonen: Ein guter Hochzeitsfotograf besichtigt die Hochzeits-Location schon im Vorfeld. Denn nur so lässt es sich für alle Eventualitäten planen, gute Foto-Spots sichten und das richtige Equipment einplanen. Wenn all das im Eifer des Gefechts passieren muss, ist Ärger vorprogrammiert und die Qualität leidet. Ich war begeistert von Irland! Das Hochzeitspaar Annika und James half mir netterweise auch dabei, die ideale Unterkunft zu finden und planten auch sehr gute Pubs in der Umgebung ein – da dies laut unserer Berater von zentraler Wichtigkeit war. Aber im Ernst, es macht schon Sinn, sich vor dem großen Tag besser kennenzulernen, dann klappt die Kommunikation einfach besser! Annika und James heirateten in einem kleinen beschaulichen Dörfchen in der St. Finnachta’s Church Sixmilebridge. Hier ist der Bräutigam James aufgewachsen und seine Familie lebt dort. Das Shooting begann beim Getting-ready der Braut im Radisson Blu Hotel Limerick, bevor es dann in die Kirche ging.
Es gehört zu meinen Grundsätzen, in der Kirche so unauffällig wie möglich zu agieren. Dieser besondere Moment und die heilige Umgebung verdienen Respekt und sollten nicht gestört werden. Aber wie es im Leben so ist, konnte ich mich diesmal nicht ganz so unauffällig verhalten. Zuerst lobte mich der Pfarrer, dass ich als Hochzeitsfotograf den weiten Weg auf mich genommen habe, dann meldete sich auch noch mein Navi, das stolz verkündete: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ Und das, obwohl ich den Ton ausgeschaltet hatte. Seitdem überprüfe ich zweimal, ob das Gerät auch wirklich AUS ist! Zum Glück sind die Iren aber nachsichtige und freundliche Zeitgenossen, so dass mir niemand den Fauxpas übel nahm … Direkt nach der Kirche geht es weiter mit dem Paarshooting: In Irland ist es Brauch, dass Brautjungfern, Trauzeugen und Kinder das Brautpaar begleiten. Das bedeutet jede Menge Support und Spaß. Anika und James haben sich als Fotolocation für ihr Paarshooting Bunratty Folk Park am Shannon River gewünscht – inklusive echtem, ehrwürdigen Castle, erbaut 1425.Das Wetter war großartig für ein Hochzeits-Shooting – strahlender Sonnenschein bei 26 Grad. Angeblich kommen die Iren nur maximal zweimal im Jahr in den Genuss eines solchen Sonnentages. Was hatten wir für ein Glück. Dabei hatte ich meine Gummistiefel schon griffbereit – auch bei Regen hätte ich ja als Hochzeitsfotograf keine Ausrede gehabt, sondern schöne Fotos gemacht.
Dann ging es weiter zur Hochzeitsfeier: Begrüßt werden wir mit Musik. Auf einer irischen Hochzeit ist es üblich, dass das Brautpaar angekündigt wird, gemeinsam zur Musik in den Festsaal einläuft und sich seinen Gästen präsentiert – ein schöner Brauch, der unterstreicht, dass die beiden jetzt ganz offiziell ein Paar sind. Das Fest war sehr gelassen, es wurde viel gelacht und getanzt. Jung und Alt stehen von Anfang an gemeinsam auf der Tanzfläche. Das liegt wohl daran, dass die Musik den Iren offensichtlich im Blut liegt, ebenso wie ein feines Gespür für Poesie & Leidenschaft, denn das war allen Reden gemein. Am nächsten Tag wurde dann zum geselligen Beisammensein in den Lieblingspub von Annika & James zum After-Wedding-Guinness mit der Familie und Freunden eingeladen. Und wie es sich für einen stilechten Pub-Abend gehört, wurde von der Familie selbst musiziert – Onkel, Cousin und Nichte von James boten eine 1a-Vorstellung. Ich wurde auch gefragt, ob ich singen oder ein Instrument spielen kann, musste aber leider beides verneinen. Aber ein guter Zuhörer bin ich, und seitdem bin ich auch großer „Hop House 13 Lager“-Fan – schmeckt toll nach Hopfen. Für mich persönlich war das Erleben der Musik in Irland eines der Highlights meines Aufenthaltes. Eigentlich jeder Gast schien musikalisch zu sein und konnte singen (außer mir)!
Das After-Wedding-Shooting haben wir drei Tage später arrangiert und die beiden abgeholt. Wir sind ans Meer gefahren, nach Kilkee, wo James als Kind schon viele Familienurlaube verbrachte. Großartige Kulisse, tolle Felsformationen an den Cliffs of Kilkee – und ein besonderes Highlight bieten bei Ebbe die kleinen Steinpools, die Pollock Holes, die viele Badebegeisterte anziehen (meiner Meinung nach ausschließlich Einheimische, da mir die Wassertemperaturen etwas zu kalt erschienen). Das Foto-Shooting vor dieser großartigen Naturkulisse hat mir sehr viel Spaß gemacht, liebe Annika, dear James. Danke, dass Ihr und Eure Familie mich so herzlich aufgenommen habt und es mir leichtgemacht habt, tolle Fotos zu schießen. Am Ende meiner Reise stand auch Dublin auf dem Programm und ich war vom Flair der Stadt begeistert. Was ich für die nächste Hochzeitsbuchung in Irland beachten würde: Ich habe zwar „auf die Schnelle“ die Highlights der Westküste gesehen (in Gallway leckere Chowder gegessen, nass geworden im Connemara National Park, und mir den Wind bei den Cliffs of Moher um die Nase wehen lassen), würde mir aber das nächste Mal mehr Zeit einplanen für Musik, Land und Leute! Und zuletzt ein Rat von mir: Leiht Euch ein Auto mit Automatik – das Linksfahren ist schon kompliziert genug, da muss man nicht auch noch links schalten.